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Die Entwicklung der Rudiments am Schlagzeug

Die Entwicklung der Rudiments am Schlagzeug

Was sind Rudiments?

Das Wort Rudiment hat verschiedene Bedeutungen wie zum Beispiel „erster Versuch“, „Probestück“ oder „die grundlegenden Prinzipien einer Sache“.
In Bezug auf das Schlagzeug handelt es sich bei den sogenannten Drum Rudiments um bestimmte Schlagkombinationen.

Die historische Entwicklung der Rudiments

Die Ursprung der Trommelkultur sind in Afrika entstanden, deshalb kann man auch behaupten, dass die Ursprünge der Rudiments auch dort entstanden sind.
Trommeln wurden in Afrika nicht nur für verschiedene Rituale und Zeremonien eingesetzt, sondern vor allem auch zur Kommunikation.
Und genau das war auch der ursprüngliche Zweck der Rudiments, welche später in Europa im 15. bis 20. Jahrhundert verfeinert und perfektioniert wurden. Den Namen Rudiments bekamen diese Schlagkombinationen aber erst viel später im Jahr 1812 in Amerika.
Besonders wichtig waren Trommeln im Militär. Bevor es Erfindungen gab wie Radio, Telefon, GPS oder Internet, waren die wichtigsten zwei Hilfsmittel bei der Kriegsführung die Art der Waffen und die Kommunikation. In diesem Fall wurden zur Kommunikation Trommeln und später auch Blasinstrumente benutzt.
Besonders für Truppenbewegungen größerer Armeen waren die Trommeln extrem wichtig. Bestimmte Rudiments wurden für verschiedene Truppenbewegungen bzw. Angriffsbefehle der Truppenanführer benutzt.

Die Entwicklung der Snare Drum

Bedeutend war neben der Entwicklung der Rudiments auch die Erfindung der Snare Drum. Vor dem 14. Jahrhundert benutzten europäische Armeen eine Trommel namens Tabor.
Diese Trommel klang eher wie ein Tom, als wie eine Snare Drum. Das heißt der Klang war nicht kurz, sondern hatte einen Nachklang, wodurch das Trommelspiel weniger definiert klang. Im 14. Jahrhundert spannten erstmals Schweizer und Schotten Tierdärme an die Resonanzfelle der Trommeln. Dadurch klangen die Trommeln viel kürzer und schärfer wodurch die Rudiments deutlicher zu hören waren. Die Schlagfelle bestanden aus Kalbsleder welche mit Seilen um den Korpus der Trommel gespannt wurden.

Dies war der Prototyp der heutigen Snare Drum, bei der Spiralteppiche aus Metall an die Unterseite des Resonanzfelles gespannt werden und die Felle aus Kunststoff mittels eines Spannreifens mit Spannschrauben auf den Kessel gespannt werden.
Zur damaligen Zeit wurde die Snare Drum weniger als ein Musikinstrument betrachtet, sondern eher als Werkzeug zur Kommunikation.

Erst in der späten Barockmusik im 18. Jahrhundert verwendeten Komponisten wie Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel erstmals die Snare Drum in ihren Kompositionen. Dieser Trend setzte sich in der klassischen Musik fort und andere bekannte Komponisten wie Mozart, Beethoven, Berlioz, Debussy, Sousa und Stravinsky integrierten diese Trommeln in ihre Musik.

Erste schriftliche Notationen der Rudiments

1812 schrieb der amerikanische Drum Major der US Marine Charles Stewart Ashton ein Buch namens „A new, Useful and Complete System of Drum Beating“.
Es war das erste schriftliche Material in dem Rudiments notiert wurden. Einige Rudiments in diesem Buch wurden auch erstmals von ihm selbst benannt. Das Buch wurde damals zum Standardwerk für alle angehenden Trommler des Militärs.
Um die Soldaten im Marsch im Gleichschritt zu halten entwickelten sich sogenannte Drum Cadences. Hier handelt es sich um kurze Solostücke aus mehreren Trommeln (später Snare Drum, Große Trommeln und Becken) welche aus einer Sequenz verschiedener Rudiments besteht.

Diese ersten Drum Cadences bildeten die Grundlage der heutigen Marching Bands Tradition.
Die Rudiments bilden auch die Grundlage des modernen Schlagzeugspiels. Mit der Entstehung der Jazz-Musik zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich auch das moderne Schlagzeug so wie man es heute kennt. Rudiments wurden am modernen Schlagzeug angewendet und neu interpretiert.

1933 wurde die N.A.R.D. (National Association of Rudimental Drummers) von damals bekannten Trommlern gegründet. N.A.R.D. veröffentlichte 1933 die
26 Standard American Drum Rudiments, welche aus den 13 Essential Rudiments und den13 Auxiliary Rudiments bestehen.
1984 veröffentlichte die P.A.S. (Permissive Arts Society),angeführt von dem Schlagzeuger Jay Wanamaker, die 40 International Rudiments. Neben den 26 Standard Rudiments wurde die Liste um 14 weitere Rudiments erweitert.

Später entwickelten sich auch sogenannte Hybrid Rudiments, welche eine Verschmelzung aus zwei Rudiments darstellt. Mittlerweile sind über 500 Hybrid Rudiments bekannt. Hier eine umfangreiche Liste: Hybrid Rudiments
Durch die Weiterentwicklung der Marching Band Kultur, allen voran der Drum Corps International Organisation (DCI), welche auch Wettbewerbe und Weltmeisterschaften organisiert, wurde das technische Niveau der Percussionisten immer mehr auf die Spitze getrieben.

Rudiment-Solo Performances von der Percussive Arts Society International Convention (PASIC) 2018:

Die wichtigsten und bekanntesten Rudiment Trommelkulturen

Schweiz: Das Basler Trommeln

Die frühesten Überlieferungen über die Verwendung von Trommeln in der Schweiz gehen aus Chroniken über die Schlacht von Sempach im Jahre 1386 hervor.
Eines der ältesten Schweizer Rudiments wurde bereits 1588 von einem Geistlichen aus Dijon namens Thoinet Arbeau in dessen Orchesographie notiert. Es war der sogenannte „Coup de Charge“ (Schweizer Sturmstreich), welcher gespielt wurde, wenn die Schweizer Söldnerheere angreifen sollten.

Über die Grenzen der Schweiz hinaus bekannt ist das Top Secret Drum Corps:

Schottland: Scottish Pipe Drumming

Schottische Dudelsack Bands gab es in der britischen Armee ab ca. 1830:

Amerika: American modern drumming

Drum Corps International DCI: https://www.dci.org

 

Die Entwicklung der Rudiments am Schlagzeug

Rudiments bilden die Grundlage für jeden Schlagzeuger. Nachdem sich das Schlagzeug Anfang des 20. Jahrhunderts zu dem entwickelte, was wir heute als Schlagzeug kennen, versuchten viele Schlagzeuger die Rudiments auch am modernen Schlagzeug einzusetzen.
Heutzutage ist es für jeden Schlagzeuger absoluter Standard die Rudiments zu lernen und am Schlagzeug anzuwenden.

Hier eine Schlagzeug-Workshop mit Thomas Lang, in dem es über die Anwendung der Rudiments am Schlagzeug geht:

Schlagzeugunterricht Wien

Über den Autor:

Mag.art. Florian Stöger

 

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