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Die historische Entwicklung des Schlagzeugs: Anfang 20. Jahrhundert bis in die 1980er

Die historische Entwicklung des Schlagzeugs: 20. Jahrhundert bis in die 1980er

Das erste Drumset von Ludwig

 

1918 brachte die amerikanische Firma Ludwig das erste Drumset auf den Markt. Das Set bestand aus einer 24 x 8 Zoll Bassdrum, 12 x 3 Zoll Snare Drum, einem Bassdrum Pedal, einem sogenannten Cymbal Striker (ein Becken welches mit dem Fuß angeschlagen wurde) und einem auf dem Bassdrumspannreifen montiertem Woodblock.
Später fügte Ludwig zwei Toms (ohne Resonanzfell), Cowbells, Triangel und mehrere Woodblöcke hinzu.

 

Die ersten Tom-Toms

 

Mitte der 1920er Jahre experimentierten immer mehr Schlagzeuger mit chinesischen Tom-Toms, welche mit Schlag- und Resonanzfellen ausgestattet waren. Ende der 1920er Jahre waren Tom-Toms nun auch von Ludwig in den Größen 7  bis 20 Zoll erhältlich.
Diese ersten Tom-Toms waren jedoch noch nicht stimmbar, da die Felle einfach auf dem Trommelkessel angeheftet wurden. Ein paar Jahre später waren die ersten stimmbaren Tom-Toms erhältlich.

Allerdings waren zunächst nur die Schlagfelle stimmbar. Die Resonanzfelle wurden immer noch auf dem Kessel angeheftet bzw. gab es auch stimmbare Tom-Toms ohne Resonanzfell.
Erst Mitte der 1930er Jahre waren Tom-Toms mit stimmbaren Schlag- und Resonanzfellen erhältlich.

Mehr Informationen über die Entwicklung der Trommelfelle gibts in diesem Blog-Artikel: Die historische Entwicklung des Trommelfells

 

Die Entstehung der Hi-Hat

 

Der Nachfolger des Cymbal Striker war das sogenannte „Snow Shoe Sock Pedal“.
Unter der mit dem Fuß zu betätigenden Pedalplatte befanden sich zwei Becken. Die beiden Becken wurden mit einer gespannten Feder auseinander gehalten. Durch treten des Pedals wurden die Becken aneinander geschlagen und durch die Feder wurden die Becken wieder voneinander gelöst.
Wenige Jahre danach wurde das Snow Shoe Sock Pedal durch den Low Boy abgelöst.
Beim Low Boy Pedal befanden sich die 10 oder 12 Zoll großen Becken ca. 9 Zoll über dem Boden. Dadurch konnten die Becken allerdings noch nicht mit den Sticks gespielt werden, sondern nur mit dem Fuß.
Das Low Boy Pedal war der direkte Vorgänger von der heutigen Hi-Hat.
Die ersten Hi-Hat Ständer, wie man sie heute kennt, waren Ende der 1920er Jahre erhältlich. Das Low Boy Pedal wurde noch bis Mitte der 1930er Jahre von den meisten Schlagzeugern bevorzugt.

1935 veränderte der Schlagzeuger Gene Krupa das Instrument, indem er ein Drumset benutzte, welches als „Stripped Down Kit“ bezeichnet wurde. Dieses 4-teilige Drumset wurde von der Firma Slingerland entwickelt und bestand aus beidseitig stimmbaren Tom-Toms, (13 Zoll Racktom und ein oder zwei Floortoms) sowie einer Hi-Hat wie man sie auch heute kennt.

Mehr Informationen über die Entwicklung der Becken generell findet man in diesem Blog-Artikel: Die historische Entwicklung der Schlagzeug Becken

Der Einfluss des 2. Weltkrieges auf den Schlagzeugbau

 

Der zweite Weltkrieg veränderte auch die Herstellung und das Design der Trommeln für immer. Aufgrund eines Metallmangels in den 1940er Jahren entschied die Regierung, dass nicht wesentliche Gegenstände nicht mehr als 10% ihres Gesamtgewichts an Metall enthalten dürfen. Die Trommelhersteller wurden dadurch gezwungen möglichst viele Trommelkomponenten aus Holz herzustellen.
Dabei wurde sehr viel mit verschiedenen Holzverarbeitungsvarianten experimentiert.
Das Ergebnis dieser erzwungenen wirtschaftlichen und ressourcenbedingter Beschränkung war die Verwendung von Sperrholz als Hauptalternative bei der Herstellung. Sperrholz dominierte schnell das Schlagzeugdesign, da es billiger und einfacher zu verarbeiten war.
Der Hersteller Slingerland blieb den vorher verwendeten Massivholzkessel am längsten treu und produzierte entgegen dem Trend deren Trommeln bis 1970 aus Massivholz, bis auch sie dem Sperrholzbau schließlich nachgaben.

 

Bebop Jazz

 

In den 1950er und 1960er Jahren erlebte die Musik weltweit einen ständigen Wandel. Die bisherige Swing-Ära war geprägt von tanzbarer Jazzmusik.
Die Swing Ära mit ihren großen Big Bands spielten Musik zum Tanzen. In den 1940er Jahren entwickelte sich der Bebop, welcher in kleineren Besetzungen im Vergleich zu den großen Big Bands gespielt wurde. Die Musik diente nicht als Tanzmusik, deshalb wurde Bebop viel komplexer. Bebop wurde teils in sehr hohen Tempi gespielt und auch die Rhythmik war extrem komplex.
Da Bebop Besetzungen kleiner waren verwendeten die Schlagzeuger kleinere Trommeln als vergleichsweise in Big Bands. 24 bis 28 Zoll Bassdrums wurden nun 18 oder 20 Zoll Bassdrums verwendet.

 

 

Rock `n` Roll

 

Die 1960er Jahre brachten den Rock`n`Roll in den Vordergrund, wobei der Schwerpunkt am Schlagzeug auf der Bassdrum, Snare und der HiHat lag. 20 und 22 Zoll Bassdrums wurden nun zum Standard für ein Rock`n`Roll Schlagzeug. Als Tom-Toms dienten ein 12  oder 13 Zoll Tom sowie ein 14 oder 16 Zoll Floortom.
Zu den beliebtesten Snaredrum Größen in den 1950er Jahren gehörten 14×5 Zoll Snaredrums, wobei sich Bebop-Schlagzeuger für neue Designs in 13×3, 13×4 und 14×4 Zoll Snaredrums entschieden. Während die 14×5 Zoll Snaredrum noch die beliebteste Größe der Rock`n`Roll-Schlagzeuger der 1960er Jahre war, experimentierten sie bald mit 5, 6 und sogar 8 Zoll tiefen Snaredrums um einen größeren Sound zu erzielen.
Während den 1950er und 1960er Jahren blieb das 4-teilige Schlagzeug die populärste Konfiguration.

 

Ringo Starr und die Beatles

 

Nachdem 1964 die Beatles mit Ringo Starr in der Ed Sullivan Show auftraten, konnte die Firma Ludwig kaum mit der Nachfrage nach Ringo´s vierteiligem Schlagzeug im Black Oyster Pearl Design mithalten.
Die bedeutendste Änderung der 1960er Jahre war, als die Firmen Gretsch, Slingerland, Ludwig und Premier 1965 begannen ein zusätzliches Tom-Tom an der Bassdrum anzubringen, um so eine 5-teilige Drumset Konfiguration anzubieten.
Frühe 5-teilige Drumsets bestanden aus zwei gleich großen 12 Zoll Toms. Erst als eine andere Größe (13 Zoll) erhältlich war, wurde das 5-teilige Drumset populär.
In den späten 1960er Jahren bestand das standardmäßige 5-teilige Drumset aus 12 und 13 Zoll Racktoms, einem 16 Zoll Floortom und einer 20 oder 22×16 Zoll Bassdrum.

Die Erweiterung des Drumsets – Mehr ist mehr!

 

Die 1970er und 1980er Jahre brachten mit Abstand die größte Experimentierperiode seit den 1920er und 1930er Jahren.
Das „Standard“ Schlagzeug hing in erster Linie davon ab, welcher Musikstil gespielt wurde. Kleinere 4- und 5-teilige Drumsets dominierten immer noch die Jazz-Szene, während fast beliebig viele Toms, Drumracks und elektronische Trigger in Rock, Pop und Rock Fusion sowie Jazz Fusion zum Standard wurden. Das Schlagzeug wurde nun größer und man verwendete Konfigurationen mit vielen Tom-Toms. Bei den Tom-Toms verwendete man auch Konzert-Toms (ohne Resonanzfell), welche auf ausgeklügelten Racksystemen moniert waren. Schlagzeuger und Produzenten experimentierten mit den unten offenen Konzerttoms um einen größeren Klang mit einer größeren Projektion zu erzeugen.

 

Drummachines, Sampler und E-Drumpads

 

Die 1980er Jahre waren eine große Herausforderung für Schlagzeuger, da in dieser Zeit Drum Machines und Sampler sehr populär wurden. Die elektronischen Drumsounds der 1980er Jahre brachten eine Generation neuer Bands hervor, die von Schlagzeugern mit elektronischen Drum-Pads unterstützt wurden. Simmons war eine der ersten Firmen, welche mit ihrem leicht erkennbaren modernen elektronischen Drumpad-Design den Markt eroberte.
Während der Kampf mit der Elektronik einigen Schlagzeugern in ihrer frühen Phase Jobs raubte, dauerte es nicht lange, bis die neue Technologie zu einem akzeptierten Bestandteil des Schlagzeug-Equipments wurde.

Weitere Informationen dazu gibts in meinem Blog-Artikel: Elektronische Beats am Schlagzeug

Schlagzeugunterricht Wien

Über den Autor:

Mag.art. Florian Stöger

 

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